Der Ostwall stellt eine lebendige, gemischt genutzte Wohn- und Geschäftsstraße dar, die stark durch ihre Funktion als innerstädtische Eingangs- und Ringstraße geprägt ist. Auf der westlichen Straßenseite findet sich überwiegend kleinteiliger Einzelhandel. Zudem sorgen die hier lokalisierten Straßenbahnhaltestellen für eine relativ hohe Passantenfrequenz. Vom Bahnhof aus kommend bildet der Ostwall einen Eingang in die Stadt. Ebenfalls liegen diverse Parkflächeneinfahrten auf dem Ostwall. Die Geschäftsstraße mit Tradition und typischem Krefelder Einzelhandel, der oft noch vom Inhaber geführt wird, bildet insgesamt durch ihre städtebauliche Struktur einen eigenständigen Bereich.
Die vier, die Innenstadt von Krefeld begrenzenden, Wälle (Ostwall, Nordwall, Westwall, Südwall) sind 1819 von Adolph von Vagedes geplant und in mehreren Etappen realisiert worden. Übernahmen die Wälle insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert eine Promenadenfunktion mit Lindenalleen, Wegen, Bänken und Springbrunnen, decken sie heute verschiedene Funktionen wie Parkraum für Pkws, Flanierstreifen, Fahrspur der Straßenbahnen oder schlicht Grünfläche ab. Sie haben städtebaulich eine herausragende Bedeutung, da sie einen einzigartigen Stadtgrundriss formen, der nirgends vergleichbar zu finden ist. Die klare Strukturierung der Innenstadt und die gute Orientierung sind eben dieser Struktur zu verdanken. Zudem verdichten sie das Zentrum zu einem kompakten Quartier. Der Ostwall ist repräsentativer Eingang zur Stadt.
wohnenswert – attraktiv einkaufen – kompakt – vital – grün
Die Wälle sind in Krefeld einzigartig und identitätsstiftendes Element. Gemeinsam mit dem Ring und den Magistralen bilden sie den innerstädtischen Orientierungsrahmen. Die zu großen Teilen breiten und begrünten Mittelstreifen mit Lindenalleen bieten einen Erholungsraum in direkter Innenstadtlage.
Der Ostwall ist der wichtigste Eingang in die Krefelder Innenstadt. Als dieser heißt er Besucher willkommen und bietet Orientierung. Als repräsentativer und vielseitigster Innenstadtbereich werden am Ostwall die Begriffe „wohnenswert – attraktiv einkaufen – kompakt – vital – grün“ sichtbar. Am Ostwall herrscht eine architektonische Vielfalt verschiedener Jahrzehnte. Der südliche Teil ist geprägt von Gebäuden mit historisierender Formensprache, im mittleren Teil findet sich dann vor allem Architektur der Nachkriegszeit und Gebäude mit der Formensprache der beginnenden Moderne. Zu der letzteren Gruppe gehören insbesondere die großen Bankhäuser auf dem Ostwall.
Bei seiner Anlage als Promenade wurde der Ostwall mit vier Reihen holländischer Linden bepflanzt. Seine Verwandlung in eine Gartenanlage ging Schritt für Schritt vor sich. Vor allem machte sich Baurat Burkhart in Verbindung mit Stadtgärtner König um den Ostwall verdient. Aber auch der Verschönerungsverein Krefelds setzte sich energisch für eine geschmackvolle Gestaltung der Wallanlagen ein, die immer wieder auch von den Anwohnern gefördert wurde. Zwischen den äußeren Baumreihen entstanden Rasenflächen mit Blumenbeeten und Strauchgruppen. Dabei waren die Blumenbeete vor allem mit Canna, Riesenhanf, Riesenmais, schwarzer Perilla und ähnlichen Blattpflanzen bepflanzt. Der Baumbestand wurde durch Platanen, Rot- und Weißkastanien, verschiedenen Ahornarten, amerikanischen Eichen und anderen Bäumen ergänzt.
Anfang 1853 baute man das Wallstück nördlich der Moerser Straße auf Anstoß des Verkehrsvereins hin, in eine Anlage nach Plänen des Neusser Gartenarchitekten Custodis aus. 1861 wurden die Anlagen vom Südwall bis zur Kanalstraße freigelegt und neu gestaltet. Der Ostwall zeigte sich nun als Mischung zwischen Allee und Parkanlage. Stadtgärtner Haack legte die ersten blühenden Blumenbeete auf dem Ostwall an. Zunehmend wich die Promenadenbepflanzung gegenüber der Schmuckbepflanzung zurück. Denkmäler entstanden, die mit Beeten eingefasst wurden. Um 1900 befanden sich mehrere große Denkmäler und Brunnen auf dem Ostwall. Die De-Greiff-Säule, das Moltkedendenkmal, die Carl-Wilhelm-Büste und das Ludwig-Friedrich-Seyffardt-Denkmal hatten hier ihren Platz. Meist lagen sie in den Kreuzungsbereichen und bildeten auffällige Blickpunkte im Stadtbild. Einzelne Abschnitte des Walls erhielten immer aufwändigere Formen. Der Platz vor dem Postgebäude, die Anlagen an der Nordstraße, die Teilstücke zwischen der Dreikönigenstraße und dem Südwall sowie zwischen St.-Anton-Straße und Post wurden parkähnlich umgestaltet. Zwischen Dreikönigenstraße und Stephanstraße legte man umfangreiche Rosenpflanzungen an.
Große Veränderungen brachte der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs für den Ostwall mit sich. Alle Krefelder Straßenbahnlinien und die meisten Buslinien laufen über ihn. Anfangs waren die notwendigen Änderungen noch gering, aber der immer weiter steigende Straßenverkehr führte vor allem nach dem zweiten Weltkrieg zu erheblichen Veränderungen. Ein Großteil der hier stehenden Bäume konnte zwar erhalten bleiben, aber die Brunnen und Denkmalanlagen in den Kreuzungen wurden in den 50er Jahren dem Straßenbau geopfert. Zwischen Rheinstraße und Neue Linner Straße entstand eine große Straßenbahnhaltestelle. In diesem Bereich verschwanden die gesamten Grünanlagen. Die Verkehrssituation verschlechterte sich durch die immer weiter steigende Autozahl dramatisch.
Der Ostwall wurde sozusagen zum Nadelöhr in die Verkehrsführung. Die Straßenplaner warfen begehrliche Blicke auf die Grünflächen. Es entstanden Pläne, die Straßenbahn in die Anlagen hinein zu legen. Kaum dass dies an dies an die Bürgerschaft vordrang, kam es zu massiven Protesten. Gutachten wurden eingeholt, die besagten, dass die alten Bäume dies auf Dauer nicht überleben würden. Für die Krefelder ist der Ostwall ohne die schönen alten Bäume aber nicht denkbar. Zeitweise trug man sich daraufhin sogar mit dem Gedanken, die Straßenbahn hier wie eine U-Bahn unterirdisch verlaufen zu lassen. Dieses Projekt wurde aber aus Kostengründen verworfen. Der Ostwall wurde nun gleichzeitig als Kleinod und Sorgenkind bezeichnet. Erst als man feststellte, dass die parkenden Autos den Auslöser der Verkehrsprobleme darstellten, zeichnete sich eine Besserung der Verkehrssituation ab.
Inzwischen waren die Schmuckanlagen einfachen Rasenflächen zwischen den Bäumen gewichen. Um die Attraktivität des Ostwalls zu steigern, wurden einige Teilstücke wieder aufwändiger gestaltet. Südlich des Ostwalls pflanzte man Sträucher zur Straße hin, um einen Schutz vor dem Verkehr zu erhalten. In Höhe der Neuen Linner Straße sollte der sogenannter Lesegarten entstehen. Man legte auf diesem Teilstück einen umgrünten Plattenhof mit Sitzgelegenheiten, erhöhten Pflanzenbeeten, Schauvitrinen und einem Wasserbecken an, der aber keinen langen Bestand hatte. Heute befindet sich an dieser Stelle die Linsen-Installation ,,Integration” von Prof. Dr. Adolf Luther. die hier 1991 aufgestellt wurde.